Heute möchte ich mich mal dem Thema Jagdhund widmen, denn schließlich sind unsere Vierbeiner die treuesten Begleiter und für die Jagd nahezu unverzichtbar. Die Reise zum Jagdgebrauchshund hat bei Bruno und mir jedoch eine längere Vorgeschichte….
Wie alles begann:
Als ich mich grundsätzlich für einen Hund entschieden hatte stand fest, dass ich ihn professionell ausbilden und führen wollte und er seinen Weg als Personenspürhund (auch als Mantrailer bezeichnet) gehen soll. Nun ging es um die Auswahl einer hierfür geeigneten Rasse. Neben Bloodhound, diversen Schweißhunderassen und auch den Spinone Italiano fiel mein Augenmerk schnell auf die französischen Laufhunde, hier insbesondere auf den Griffon Bleu de Gascogne, da ich einfach eine Schwäche für “Hunde mit Bart” habe. Nach diversen Recherchen vorab im Netz fiel gleich auf, dass viele “Bleus” neben der eigentlichen jagdlichen Verwendung bereits genau für meinen geplanten Einsatzzweck ausgebildet wurden und sich bei Polizei und weiteren BOS-Einheiten bewährt haben. Hiervon motiviert habe ich mich auf Züchtersuche begeben und musste feststellen, dass es zu diesem Zeitpunkt genau einen (!!) Zwinger (Griffon Bleu de Gascogne / Vom Bergischen Geläut) in ganz Deutschland gab. Nach einem superfreundlichen Erstkontakt ging es kurze Zeit später also auf eine Gesamttour von rund 1200km quer durch die Republik um zunächst einmal ein Bild von dieser in Deutschland doch sehr seltenen Rasse zu bekommen. Machen wir es kurz: Angekommen, Eindruck gewonnen, Schockverliebt, Überzeugt!
Da auch ein Wurf in Planung war passte alles perfekt und es hieß Vorbereitungen zu treffen, sowohl was die Ausbildung des Hundes als auch die Vorgespräche mit dem Arbeitgeber angehen, da der Hund ja auch mit an den Arbeitsplatz kommen sollte/musste.
Als all diese Hürden genommen wurden war die Freude riesig, als am 19.06.2016 der B-Wurf mit 10 Welpen (4/6) das Licht der Welt erblickte. Am 16. Juli dann hatten “Brabus vom Bergischen Geläut” und ich unsere erste Begegnung (siehe Bild oben) und es stand sofort fest: Wir werden ein Team und gehen gemeinsam durch dick und dünn. Am 03. September und nach noch einigen Besuchen und vielen Kilometern später war es dann endlich soweit und die gemeinsame Reise begann, “Bruno” (wie er nun ab jetzt hieß) ist eingezogen.
Die Ausbildung zum Personenspürhund / Mantrailer:
Seit seiner 15. Lebenswoche hat Bruno gelernt, anhand eines menschlichen Individualgeruches (jeder Mensch verliert tausende kleine Hautpartikelchen und hinterlässt so eine individuelle Geruchsspur) dessen Spur zu verfolgen. Wo anfangs noch große Kleidungsstücke als Geruchsträger dienten, wurde im Laufe der Ausbildung die Schwierigkeit immer weiter erhöht, sodass auch später nur ein Speichelabstrich, Haare oder ein angefasster Gegenstand (z.B. eine Autotür, Lenkrad, etc.) genügten, damit der Hund wusste, wonach bzw. nach wem er suchen soll. Nach Eintritt in die Hundestaffel und Teilnahme an deren Trainings lernte ich darüber hinaus kurze Zeit später meine zukünftige und uns begleitende Ausbilderin und Mentorin kennen, die Bruno und mich weiter förderte und sich als echter Glücksgriff erwies. Nicht nur, dass sie durch viele hudert Realeisätze unglaublich erfahren war, sondern in ihrem Rudel auch noch (neben einem Bloodhound) ein Grand Bleu de Gascogne sowie ein Petit Bleu de Gascogne vorhaben waren. Da die französischen Laufhunde nicht gerade die leichtführigsten sind (…auch französischer Esel würde manchmal gut passen), half mir ihre Erfahrung sehr, Bruno weiter lesen zu lernen, seine Körpersprache zu deuten und seine Leistung immer weiter auszubauen. So waren dann sogar (nach wöchentlich bis zu zweimaligem Training) irgendwann Trails in stark frequentierten, innerstädtischen Bereichen von über 30 Stunden Liegezeit machbar. Es wurden die verschiedensten Szenarien durchgeübt und auch z.B. die Gewöhnung an Leichengeruch gehörte mit dazu, denn leider sind bei einigen Realeinsätzen am Ende die Zielpersonen nicht immer “in allerbestem Zustand”. Und immer wieder hieß es üben, üben, üben….
…was dann geschah…
Im Leben kommt man immer wieder mal an Punkte, wo man reflektiert, hinterfragt und vieles neu verordnet. Auslöser können die verschiedensten Dinge sein, bei mir war es 2018 der Verlust meiner Mutter. Dieser o.g. Prozess hatte bei mir zur Folge, mich einfach mal den Dingen zu widmen, die immer schon ein Wunsch waren. Aus der Phase des “irgendwann” einfach mal ins machen kommen. Sich Zeit für seine eigenen Wünsche und für sich selbst zu nehmen. Sich was gutes tun. Konkret bedeutete das meine Liebe zur Natur und mein Interesse zur Umwelt und Jagd (durch Jägerfreunde inspiriert) endlich mit dem eigenen Jagdschein zu krönen. Gesagt getan – ich habe mich bei der örtlichen Kreisjägerschaft zum nächsten Kurs angemeldet und – zu meiner riesen Freude – hat meine Partnerin schon länger den gleichen Wunsch mit sich herum getragen und ist den Weg mit mir gemeinsam gegangen.
Schon während dieser fundierten und sehr praxisnahen Ausbildung wurde mir klar, dass ich später gerne auch jagdlich mit Hund aktiv sein möchte. Denn “Jagen ohne Hund ist Schund!”. So fing ich an, mich weiter auf die rassespezifischen, jagdlichen Eigenschaften eines Bleu zu besinnen und stellte fest, dass sich dieser hervorragend zur Stöberarbeit, aber (und seine Nase einzusetzen kennt er ja schließlich) auch zur Nachsuche verwenden lässt. Ein ganz tolles Rasseportrait gibt es übrigens auch in der Wild und Hund (.pdf, ca. 1,3 MB).
Nun musste ich mich der schwierigen Frage stellen, wie es weiter gehen soll. Hopp oder Topp, entweder oder. Denn beides, also Personensuche und jagdlicher Einsatz parallel halte ich für nicht zielführend. Auch wenn der Hund sicherlich seinen Job differenzieren könnte, wäre ich mir teils unsicher. Bisher galt Wild und all die spannenden Reize immer als verbotene Frucht, wenn er nun aber mal an dieser Frucht gekostet hat – wie kann ich sicher sein, dass er bei einer Personensuche im z.B. ländlichem Umfeld nicht dann doch auf einmal sagt, “joa, lass Zielperson XYZ doch laufen wohin er/sie will, das Stück Wild ist schließlich um Längen spannender…”. Es galt eine Entscheidung zu treffen. Ich habe mir das nicht leicht gemacht, schließlich haben wir sehr viel Zeit, Arbeit und Herzblut (Geld ist hier nicht der Maßstab) in die bisherige Ausbildung gesteckt und all das würden wir nun aufgeben. Aber letzendlich war der Wunsch und Wille den Traum zu leben und das Naturerlebnis und jagdliche Situationen gemeinsam mit seinem Hund zu erleben größer als die Zweifel, sodass mir klar wurde: Du machst jetzt erfolgreich deine Jägerprüfung und dann gehst du gemeinsam mit deinem Hund den neuen, jagdlichen Weg!
Die Ausbildung zum Jagdgebrauchshund: (oder: Jagdhund auf dem zweiten Bildungsweg)
Als frisch gebackener Jungjäger und durch das Wissen des Unterrichts etwas schlauer wusste ich nun, dass es etliche Prüfungen und Nachweise für viele Rassetypen gibt, jedoch unser Weg zunächst die Brauchbarkeitsprüfung für die Nachsuche auf Schalenwild sein wird. Denn Nasenarbeit ist sein Ding und eine Spur verfolgen kann er ja – so mein naiver Gedanke… Ein Anruf bei der örtlichen Jagdhundeschule ergab, dass passend in naher Zukunft ein zweitägiges Seminar “Arbeit auf der roten Fährte” angeboten wird. Also gleich mal gebucht. Dort wurden dann die Basics wie das korrekte Vorbereiten und Legen einer Schweißfährte (siehe Blogpost), aber auch viele weitere Tipps und Methoden erörtert und gleich in der Praxis gemeinsam erprobt. Mit diesem Wissen ging es nun wieder zurück ins (zu dem Zeitpunkt waren meine Partnerin und ich schon stolze Inhaber eines Begehungsscheins, welcher uns kurz nach erfolgreicher Prüfung angeboten wurde) heimische Revier. Dort hab ich dann wo es nur ging immer und immer wieder Übungsfährten gelegt. Und hier zeigte sich das, was ich weiter oben erwähnt hatte. Die bisher verbotene Frucht war dermaßen spannend, dass jegliche Verleitung gerne angenommen wurde. Was bei menschlichen Gerüchen Routine war und klar ignoriert wurde, war hier spannender denn je. Also hieß es auch hier wieder, konsequent sein und üben, üben, üben… Achja… und da war dann ja auch noch der Gehorsamsteil in der SH Prüfung. Konkret bedeutet das: Gehorsam im Feld, Leinenführigkeit, Folgen frei bei Fuß, Ablegen und Schießen, Verhalten auf dem Stand. Alles Dinge, mit denen wir zuvor nie Kontakt hatten. Glücklicherweise ist Bruno aber durch sein ruhiges Wesen und auch die vorherige Ausbildung an alle möglichen Umweltreize gewöhnt gewesen, sodass Schüsse ihn wenig beeindruckten. Nur der Gehorsam musste noch etwas ausgiebiger trainiert werden, gerade auch das Ablegen wenn ich mich außer Sicht entferne und schieße, ohne dass der Hund mit aufsteht. Aber es wurde alles langsam und ich wurde optimistisch. Dann kam noch eine weitere Hürde: Der Lautnachweis, welcher als Prüfungsvoraussetzung Pflicht ist. Nicht, dass ein Bleu kein allesdurchdringendes Geläut auf der Spur hat (jeder der es jemals gehört hat wird sich daran erinnern: Video I / Video II), nein, vielmehr Sorge machte mir, dass er (laufhunde- und brackentypisch), wenn er erstmal unterwegs ist das Thema Abrufbarkeit nicht ganz oben auf seiner Prioritätenliste stehen würde. Die Pfiffe und Rufe dieses wild Gestikulierenden Typens sind dann höchstens Handlungsempfehlungen, mehr aber auch nicht – schließlich gilt es ja den Hasen zu verfolgen. Aber auch diese Hürde konnten wir mit Erfolg nehmen und das Stammbuchamt des JGHV bestätigte uns den erfolgreich abgelegten Lautnachweis (LN). Nun hieß es dran bleiben und der Prüfung entgegensehen. Am 14. September, 4 Monate und 21 Tage nach meiner eigenen Jägerprüfung konnte ich auch Bruno erfolgreich und in Eigenregie ausgebildet durch die BPII / Nachsuche auf Schalenwild führen und bin superglücklich, wahnsinnig stolz auf ihn und freue mich auf zukünftige Abenteuer. Bruno hat schon immer mit großem Eifer und Finderwillen gearbeitet, aber bei der jagdlichen Betätigung kommt seine wahre Passion und Veranlagung zum Vorschein – es war die richtige Entscheidung, gemeinsam diesen Weg zu gehen. Ein großes, von Herzen kommendes Dankeschön an alle, die uns auf diesem Weg begleitet haben und auch weiter oben z.T. erwähnt wurden.
Nach der Prüfung ist vor der Prüfung
Was soll ich nun mit all der gewonnenen Freizeit anfangen? Da Freizeit ja vollkommen überbewertet wird kann ich mich nun Lotta widmen. Lotta ist vor ca. einem halben Jahr zu uns gekommen und auch eine waschechte Griffon Bleu de Gascogne Dame. Ich hab sie aus Italien geholt, da sie dort von einem Jäger aufgegeben wurde und – formulieren wir es mal vorsichtig – Glück hatte nicht direkt erschossen zu werden sondern “nur” völlig abgekommen und verwahrlost im Wald umherirrend zurückgelassen wurde. Sie ist ein Traumhund und wahnsinnig anhänglich, jedoch sehr schussscheu und wirklich Schnallen kann man sie bisher auch nicht. Gehorsam war bei ihr bisher nie ein Thema aber wir arbeiten Stück für Stück daran… Von daher eine riesen Aufgabe, der ich mich gerne stelle und vielleicht schon im Herbst 2020 mit ihr das gleiche tolle Ergebnis erzielen kann, wie ich es mit Bruno geschafft hab. Und dann gibt es ja auch noch, was Bruno angeht, die Verbandsschweißprüfungen (VSwP) und Verbandsfährtenschuhprüfung (VFsP), schließlich soll man ja auch noch Ziele haben… 🙂